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Montag, 28. Juli 2025

Iris - die Blaue Blume

 

Iris, Acryl, Collage, 40x50 2013


“Nicht die Schätze sind es, die ein so unaussprechliches Verlangen in mir geweckt haben, … fern ab liegt mir alle Habsucht: aber die blaue Blume sehn' ich mich zu erblicken. Sie liegt mir unaufhörlich im Sinn, und ich kann nichts anderes dichten und denken. So ist mir noch nie zumute gewesen: es ist, als hätt ich vorhin geträumt, oder ich wäre in eine andere Welt hinübergeschlummert; denn in der Welt, in der ich sonst lebte, wer hätte da sich um Blumen bekümmert, und gar von einer so seltsamen Leidenschaft für eine Blume hab' ich damals nie gehört.“  

Heinrich von Ofterdingen. Novalis


Iris, eine geheimnisvolle nachtfarbene Blume, zur königlichen Lilie häufig stilisiert, bleibt sie in vielen Staatswappen bis heute präsent. 

Die Farbe Blau, die in der menschlichen Naturwahrnehmung für die unendlichen und ungreifbaren Elemente steht - Wasser und Luft - offenbart sich nur selten in einer Blume. Dies ist wahrscheinlich der Grund, warum Novalis und später Joseph von Eichendorff eine blaue Blume zum Ziel ihrer langen Suche machten und sie zum Symbol der deutschen Romantik erhoben. 

Die Farben der Nacht inspirierten auch spätere Symbolisten, die in der Nacht die Transzendenz und die Einigkeit mit der Weltschöpfung erträumten. Hier konnten sie, vom "trügerischen" Sonnenschein unbeirrt, in ihrer Einsamkeit verweilen. In einer nächtlichen Meditation begegnete der russische Dichter Aleksandr Blok seiner geheimnisvollen Unbekannten, mit ihrem sternbesetzten schwarzblauen Kleid, während Prinz Charles, der abenteuerliche Held von Aleksandr Kuprin, seinen langersehnten „Blauen Stern“, die großmutige Prinzessin Erna, in einem verborgenen Bergland fand.  

Mit reduzierten Farbmitteln gibt hier der Künstler die Vielfalt dieser majestätischen Blume wieder. Ganz in Tradition des Symbolismus löst er sich von den äußeren Formen und reduziert sie auf Andeutungen, die sich in dem nächtlichen Dunkeln verlieren. Durch Verwendung der gemischten Technik gelingt es ihm bei aller Zurückhaltung eine komplexe vielschichtige Komposition zu entwerfen.